Jutta Rabe

    Schäferstr. 25 B

    14109 Berlin

    Deutschland

     

     

    An den Ministerpräsidenten

    von Schweden

    Herrn

    Göran Persson

    Rosenbad 4

    10333 Stockholm

     

     

    Berlin, den 24.9.2001

     

     

    Sehr geehrter Göran Persson,

    ich wende mich heute mit diesem öffentlichen Schreiben an Sie, um Sie noch einmal aufzufordern endlich im Fall ESTONIA eine neue und wirklich unabhängige Untersuchung anzuordnen.

    Ich empfinde es angesichts der jüngsten terroristischen Vorfälle in Amerika unerträglich, daß ein durch demokratische Werte geprägtes Land wie Schweden nicht alle vorhandenen Möglichkeiten ausschöpft, um den möglicherweise ebenfalls terroristischen Hintergrund im Falle des Unterganges der ESTONIA aufzuklären.

    EINE  UNGEKLÄRTE  EXPLOSION  IST  EINE  ZU  VIEL.

     

    Herr Persson, wenn nur der leiseste Zweifel besteht, daß die ESTONIA durch einen Anschlag versenkt wurde, müßte dies Ihnen als Ministerpräsident und damit als ranghöchster handelnder Politiker Schwedens geradezu ein Anliegen sein, daß der ganze Fall noch einmal gründlich untersucht wird. Ansonsten bleiben schöne Reden zur internationalen Terrorismusbekämpfung leider immer nur leeres Geschwätz.

     

    Bitte zögern Sie nicht mehr länger, sondern handeln Sie. Ordnen Sie eine neue Untersuchung an.  Sie werden in Schweden sowie im internationalen Ausland die nötige Anerkennung und Unterstützung erhalten, um diesen mutigen Schritt zu vollziehen.

     

    Als ich am 22. Und 23. August diesen Jahres noch einmal mit Tauchern vor Ort am Wrack der ESTONIA war, haben wir ein Banner an der Bugklappe befestigt, um noch einmal an die Opfer zu erinnern, aber auch, um die Regierungen wachzurütteln.

     

     

    Das Banner trägt folgenden Text:

     

    In Memory

     

    of more than 850 innocent victims,

    never forgotten by the people

    but abandoned by their countries

    Sweden, Finland, Estonia,

    hiding the truth

    and refusing to find the guilty

     

     

    Angesichts der danach vorgefallenen Terrorakte in Amerika haben diese Worte besondere Bedeutung bekommen. Der immer dreister operierende internationale Terrorismus wird sich nur durch rückhaltlose Aufklärung bekämpfen lassen, nicht durch ein politisch taktierendes Cover-Up, so wie es im Falle ESTONIA geschehen ist.

     

    Wenn Sie nichts unternehmen, wird möglicherweise im Fall ESTONIA ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit nie aufgeklärt. Bitte überlegen Sie, wie vielen Menschen Sie damit niemals endende Schmerzen zufügen und damit meine ich nicht nur die Menschen in Ihrem Land.

     

    Und was auch immer Sie beschließen, Sie müssen sich beeilen, denn die ESTONIA hat sich zwischen Aug. 2000 und Aug. 2001 ca. 1,50 m weiter auf den Kopf gedreht und droht noch weiter nach Süden,  in den tiefer liegenden Meeresboden, abzusacken.

     

    Bitte Herr Persson handeln Sie jetzt, denn sonst werden unter Umständen Beweisspuren vernichtet, die man für eine ordentliche Untersuchung dringend braucht.

     

    Und noch eine Bitte:

    BERGEN  SIE  DIE  OPFER:

    Es ist nicht christlich und widerspricht dem Anstand eines jeden zivilisierten Menschen, diesen unschuldigen Opfern eine Beisetzung in Würde und in der Erde ihrer jeweiligen Heimatländer bei ihren Angehörigen zu verweigern. Wenn Sie heute nach Amerika schauen, dann können Sie nicht wirklich ernsthaft an Ihrem Beschluß, die Opfer nicht zu bergen, festhalten.

     

    Mit freundlichen Grüßen

     

     

    Jutta Rabe

     

     

    Anlagen:

    2 Fotos des Banners, das von einem Taucher mit einem Seil

    an der Autorampe der ESTONIA befestigt wurde.